Coronavirus – Was sind die Auswirkungen von COVID-19 auf das Gehirn?

COVID-19-Patienten klagen zunehmend über neurologische Auswirkungen wie Geruchs- und Geschmacksverlust.
Zu Beginn des COVID-19-Ausbruchs gingen Mediziner noch davon aus, dass das Virus keine Auswirkungen auf das Gehirn hat. Diese Ansicht hat sich inzwischen geändert. Im schlimmsten Fall kann das Coronavirus zu schweren Entzündungen der Hirnhäute oder des Nervensystems führen. Erfahren Sie bei uns, welche weiteren Auswirkungen eine COVID-19-Infektion auf das Gehirn haben kann und wie es überhaupt dazu kommt.
Wie sehr ist das Gehirn durch COVID-19 gefährdet?
Bisher war bekannt, dass das Coronavirus vor allem den Atemtrakt befällt. Neueste Erkenntnisse zeigen jedoch, dass auch neurologische Auswirkungen nicht auszuschließen sind. Weltweit gab es immer mehr Betroffene, die neben den bekannten Begleiterscheinungen wie Husten und Fieber auch über folgende Symptome klagten:
● Störungen oder sogar vollständiger Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns
● Halluzinationen
● epileptische Anfälle
● Bewusstseinsstörungen
● Übelkeit, Erbrechen und Schwindelgefühl
● Nackensteifigkeit und Muskelschmerzen
● starke Kopfschmerzen
Die meisten verloren für die Dauer der Erkrankung ihren Geruchs- und Geschmackssinn, der jedoch nach Überwindung der Krankheit recht schnell zurückkehrte.
Wie können Coronaviren in das Gehirn und Nervensystem gelangen?
Es stellt sich nun die Frage, wie COVID-19 überhaupt in das Gehirn und das Nervensystem eindringen kann? Experten vermuten zwei verschiedene Eintrittswege:
Blut
Eine Möglichkeit ist, dass das Virus über Nervenbahnen, die mit dem Rückenmark und dem Gehirn verbunden sind, in das neurologische Zentrum gelangt. Eine andere Möglichkeit ist das Andocken an Rezeptoren über das Blut. COVID-19 kann sich an die sogenannten ACE2-Rezeptoren, die sich auf den Gefäßwandzellen befinden, ankoppeln, um zu den Gehirnzellen zu gelangen.
Hirnnerven
Das Virus könnte über die Nervenzellen der Hirnnerven, die sich im Rachen oder in den Atemwegen befinden, den Hirnstamm erreichen und sich dort ausbreiten. Auch wenn sich Coronaviren in der Nasenschleimhaut befinden, ist der Weg zum Gehirn über den Riechkolben nicht weit.
Dass Coronaviren in das Gehirn eindringen und sich dort ausbreiten können, ist allerdings nichts Neues. Dieses Wissen hatten die Ärzte bereits durch andere bereits bekannte Coronaviren wie MERS und SARS.
Was können die Folgen sein?
Auch wenn die Geschmacksstörungen noch lange nach der Genesung anhalten können, sind weitaus schlimmere Langzeitfolgen möglich. Leider finden sich auch bei milden Krankheitsverläufen immer wieder schwerwiegende Folgen. Und das nicht nur in der akuten Phase der Erkrankung, sondern auch noch Monate später.
So fand ein Forscherteam des University College London Hospitals in einer Studie heraus, dass selbst bei Patienten mit milden Corona-Symptomen massive Hirnschäden entstanden sind. Bei zwölf der 43 untersuchten Patienten wurde eine Entzündung des zentralen Nervensystems festgestellt. Zehn Probanden litten an einer vorübergehenden Psychose oder einem Delirium . Acht weitere COVID-19-Patienten hatten einen Schlaganfall, und sieben Betroffene litten am Guillain-Barré-Syndrom – einer entzündlichen Erkrankung der Nerven, die häufig zu Schmerzen, Missempfindungen oder sogar Lähmungen in Händen und Füßen führt.
Die Ergebnisse des internetbasierten Meldesystems, das britische Forscher Anfang April 2020 starteten, machten zudem deutlich, dass SARS-COV-2 indirekt auf das Gehirn wirkt und neuropsychiatrische Beschwerden verursacht. Die Auswertungen Ende April zeigten, dass 77 der 125 Erkrankten einen Schlaganfall hatten. 39 Patienten litten an einer Psychose, akuter Verwirrtheit oder waren manisch-depressiv.
Allerdings ist die hohe Zahl der Schlaganfälle und Lungenembolien erklärbar. COVID-19-Patienten haben ein erhöhtes Thromboserisiko, weil das Virus Veränderungen im Blut und in der Blutgerinnung verursacht.